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Vom Gebrauch und Missbrauch homöopathischer Arzneien

Vom Gebrauch und Missbrauch homöopathischer Arzneien

Ein gesunder Organismus überwindet eine akute Störung von selbst. Dazu braucht es etwas Geduld. Auch ein einfacher, also komplikationsloser Verlauf einer akuten Erkrankung braucht Zeit fürs Ausheilen, seien es ein paar Stunden bei einem im Sandkasten zugezogenen Kratzer oder einige Tage bei einem Schnupfen. Arzneien – auch homöopathische – sind dafür oft nicht nötig und stören eher, wenn sie doch gegeben werden.

Ein Homöopath schreibt gegen die Verwendung homöopathischer Arzneien an? Ja! Denn die Grenze zwischen dem heilsamen Gebrauch und dem schädlichen Missbrauch unserer Arzneimittelschätze wird allzu oft ignoriert. Treffender gesagt, ist weitgehend unbekannt, dass es sie überhaupt gibt. Darum geht es hier – und um das Verhüten nachteiliger Folgen des Globuli-Abusus.

„Mit Aconit-Globuli gleich beim ersten Krankheitszeichen halte ich seit Jahren jede Erkältung von mir fern!“ Jeder erfahrene Homöopath hat solche begeisterten Äußerungen – oft von altgedienten Patienten – unzählige Male gehört. Der wirkliche Homöopath erschrickt dabei. Denn das braucht ein Mensch gewiss nicht: Aconitum bei jedem beginnenden Schnüpfchen, Drosera gleich beim ersten Hüsterchen und Arnica bei jedem Spielplatz-Rempler.

Was ist denn so schlimm daran, sich bei jeder passend erscheinenden Gelegenheit in der homöopathischen Hausapotheke zu bedienen?
Gegenfrage: Was ist Gesundheit?
Noch vorteilhafter als immer beschwerdefrei zu sein ist es, gesund werden zu können, wenn es einen doch mal erwischt hat. Denn alles Lebendige ist anfällig für Krankheit, weshalb die Fähigkeit zur Gesundung aus sich selbst heraus das Maß aller Dinge ist. Nur wenn das nicht gelingt, ist der Mensch ernsthaft erkrankt und braucht medizinische Behandlung.

Indem wir es dem Organismus überlassen, „normale“ Störungen zu überwinden, stärken wir seine Kompetenz zur Gesundung und Gesunderhaltung. Wenn wir ihn dabei überflüssigerweise zusätzlich stören, indem wir ihn jedes Mal gleich mit Arzneien – gleich welcher Couleur – gängeln, schwächen wir seine Gesundheit!

Nur ein Wesen, das nicht in eigener Regie auf angemessene Weise und in angemessener Zeit zum gesunden Zustand zurückfindet, ist behandlungsbedürftig. Das gilt auch für den Einsatz homöopathischer Arzneien.
Besonders wichtig scheint mir, dass wir diesen Grundsatz gerade auch bei Kindern beherzigen. Sie sollten keinesfalls darauf getrimmt werden, dass man bei jedem Wehwehchen etwas einnehmen muss. Sonst verlieren sie schon am Beginn ihres Lebens das Vertrauen in die Selbstregulation ihres Organismus – ein Schaden fürs Leben!

Ob im Krankheitsfall Sie oder Ihr Kind nun eine homöopathische Arznei brauchen oder nicht, ist gerade wegen des Mangels an Erfahrung mit dem gesunden Geschehenlassen oft nicht leicht zu entscheiden. Aber Sie stehen ja nicht allein: Ihre Homöopathin, Ihr Homöopath sollte das sehr gut beurteilen können. Wirkliche Homöopathen erkennen Sie übrigens auch daran, dass sie nicht immer gleich mit Globuli um sich werfen … 😉


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