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Ich bin kein Hahnemannianer

Ich bin kein Hahnemannianer

Ich bin kein Hahnemannianer.
Samuel Hahnemann war ein Mensch mit großen Talenten und mit Schwächen, mit Vorzügen und Befremdlichem, mit mehr und weniger liebenswerten Eigenschaften – einer wie Sie und ich. Einem Menschen anzuhängen oder einer Lehre, die er verkündet, macht unselbstständig, unfrei, krank und birgt die Gefahr blinden Glaubens und des Fanatismus. Davon gibt es schon viel zu viel in dieser Welt.

Ich bin lieber selbstständig, nicht nur im Sinne der Berufsausübung. Kein Anhänger, kein Anhängsel von irgendetwas oder irgendwem. Wer sich so versteht und so lebt – jedenfalls immer wieder aufs Neue so zu leben versucht … – missioniert nicht und führt keine Glaubenskriege.

Warum ich dann so überzeugt und begeistert von der Homöopathie berichte? Weil sie eben keine Lehre ist, kein Glaubenssystem, nichts, dem man anhängen könnte! Sie ist eine rationale, logische, auf der Erforschung von Naturgesetzen basierende Methode zur effektiven Behandlung von Krankheiten.

Tag für Tag erweist sich die Homöopathie als das verlässlichste Instrument, das ich im Medizinbereich kenne, um das Behandlungsziel zu erreichen: die „schnelle, sanfte, dauerhafte Wiederherstellung der Gesundheit, oder Hebung und Vernichtung der Krankheit in ihrem ganzen Umfange auf dem kürzesten, zuverlässigsten, unnachtheiligsten Wege, nach deutlich einzusehenden Gründen“ (S. Hahnemann, Organon der Heilkunst, 6. Auflage, § 2; Hervorhebung C. G.). Und das, obwohl zu Homöopathinnen und Homöopathen – seien sie Ärzte oder Heilpraktiker – vor allem kranke Menschen kommen, die oft über Jahre hinweg bei Medizinern und Therapeuten jeglicher Couleur zu wenig oder keine Hilfe gefunden hatten.

Weil Samuel Hahnemann ein Mensch wie Sie, ich und wir alle war, konnte aber auch er es nicht ganz lassen, zum Beispiel die Entstehung von Krankheiten grundsätzlich erklären zu wollen. Dabei hatte er doch stets vehement gefordert, wer Menschen effektiv heilen wolle, müsse sich hüten vor dem „Zusammenspinnen leerer Einfälle und Hypothesen“ im Bezug auf Krankheit und Gesundheit – kurz: vor Spekulationen jeglicher Art.
Doch im unermüdlichen Bemühen, die Homöopathie noch effektiver, noch verlässlicher zu entwickeln, und vielleicht auch wegen des allzu menschlichen Bedürfnisses, Phänomene kausal erklären und damit verstehen zu wollen, entwarf auch Hahnemann so manche Theorie, vor allem im Bezug auf die Entstehung chronischer Krankheiten und die sogenannte Miasmatik.

Ist das also ein Problem für die Homöopathie und die Homöopathen?
Nicht, wenn sie sich primär als solche, als „ächte Heilkünstler“ (S. Hahnemann) verstehen und danach handeln:
Sämtliche „Abweichungen vom gesunden, ehemaligen Zustande des jetzt Kranken, die dieser selbst fühlt, die die Umstehenden an ihm wahrnehmen, und die der Arzt an ihm beobachtet“, also alle „wahrnehmbaren Zeichen repräsentiren die Krankheit in ihrem ganzen Umfange, … sie bilden zusammen die wahre und einzig denkbare Gestalt der Krankheit“ (S. Hahnemann, Organon der Heilkunst, 6. Auflage, § 6; Hervorhebung C. G.).

Ausschließlich dieser Inbegriff der individuellen Krankheitszeichen führt einen wirklichen Homöopathen zur entsprechenden homöopathischen Arznei. Nichts anderes, keine Tests mit Kinesiologie oder Elektroakupunktur, keine Auszählungen irgendwelcher behaupteter Antikörper in Blut oder Rückenmarksflüssigkeit, keine angeblichen Rheumafaktoren, die reiner Definition und damit der Spekulation entspringen wie so viele angeblich nachweisende Parameter auf eindrucksvoll erscheinenden Computer-Ausdrucken.

Die wahrnehmbaren Zeichen der Krankheit am jeweiligen Menschen also zeigen unmittelbar und unverfälscht, womit man es im betreffenden Fall zu tun hat, was das zu Heilende ist. Und sie führen auf dem verlässlichsten Weg zu der einen homöopathischen Arznei, die am besten geeignet ist, die Krankheit zu heilen. Wie jedes hervorragende Werkzeug, wie jedes bestmögliche Instrument braucht es freilich auch zur homöopathischen Heilweise Menschen, die damit bestmöglich umzugehen wissen. Man kann schließlich auch auf einem Steinway schlecht Klavier spielen … 😉

Wer sich darauf immer wieder besinnt, wer bei aller verständlichen Neigung, Krankheit und Gesundheit im einzelnen Fall oder generell erklären zu wollen, zur logischen, exakten Ausübung der Homöopathie als Heilmethode zurückkehrt, macht als Homöopathin, als Homöopath alles richtig.
So hat Samuel Hahnemann es übrigens selbst auch stets gehalten: Wo die beobachtbaren Wirkungen seiner Behandlungen seiner Krankheitstheorie widersprachen, folgte er nicht etwa unbeirrt der Theorie, wie das im Medizinbetrieb noch heute gang und gäbe ist, sondern er praktizierte wieder nach den bewährten Grundregeln der von ihm entwickelten Methode. Heilen ist wichtiger als Recht haben wollen.
Nicht nur sein Forscher-Genie, auch diese Demut zugunsten seiner Patienten hebt ihn aus der Masse der Mediziner seiner wie unserer Zeit heraus.

Dennoch bin ich kein Hahnemannianer. Ich bin Homöopath. Mit Hirn und Herz, mit Leib und Seele. Weil die homöopathische Heilweise so segensreich wirkt, und weil sie mir eine Freude ist! Eben ein Steinway unter den Medizin-Klavieren. 😀


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