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Die Arznei-Kostentreiber oder: Reibach ist kein Dorf

Die Arznei-Kostentreiber oder: Reibach ist kein Dorf

Woran krankt das System der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV)  in Deutschland?
Für Homöopathie-Hasser wie Karl Lauterbach (mal CDU-, mal SPD-Mitglied, Gesundheits-Professor an der Universität in Harvard, Mitglied des Gesundheitsausschusses des Bundestages) und weite Teile der deutschen Journaille (deren Einpeitscher regelmäßig der „Spiegel“ gibt) steht fest: Die Verordnung von Globuli durch Kassenärzte drohe die Krankenkassen zu ruinieren. Treibende Kraft sei die schier übermächtige Lobby der Hersteller homöopathischer Arzneien. Homöopathie als Kassenleistung – sofern überhaupt gegeben – müsse verboten werden.

Betrachten wir also kurz (tatsächlich, ich will Sie nicht mit Zahlenkolonnen langweilen …) die wirklichen Verhältnisse:
Im Jahr 2017 haben die gesetzlichen Krankenkassen Ihren Versicherten Homöopathika im Wert von 10,5 Millionen Euro bezahlt. Basis dafür waren eine Million ärztlicher Verordnungen (Verordnungen von Heilpraktikern werden ohnehin nicht von der GKV bezahlt). Durchschnittskosten je Verordnung also rund 10 Euro.
Insgesamt haben die Krankenkassen 2017 ihren Versicherten Arzneien im Wert von 39,9 Milliarden Euro spendiert. Basis dafür waren 664 Millionen ärztliche Verordnungen. Durchschnittskosten je Verordnung also rund 60 Euro.
10,5 Millionen Euro (Homöopathika) entsprechen einem Anteil von 0,0263 Prozent der gesamten GKV-Arzneiausgaben im vergangenen Jahr.

Ende der verlogenen Debatte! Warum verlogen? Weil jeder dieser Lügenbarone einen Taschenrechner hat.

Unter ökonomischen Gesichtspunkten gibt das Thema also nichts her.
Politisch wird dennoch weiterhin gehetzt werden gegen die Homöopathie und die Homöopathen, die angeblich der GKV (die mit den Milliarden-Überschüssen) den Todesstoß versetzen. Da treffen sich die intellektuellen Brandstifter aus Politik und Journaille am geistigen Stammtisch mit den ach so besorgten, reale Brände legenden Wutbürgern, denen angeblich Flüchtlinge und andere Fremde die Jobs und die Frauen klauen.

Doch was hat es auf sich mit der ach so mächtigen Lobby der Hersteller homöopathischer Arzneien?
„In der Bundesrepublik gelten die Pharmaindustrie und die Energiewirtschaft als Branchen mit besonders großer Lobbymacht.“, schreibt Wikipedia.
Also doch: Wer Arzneien herstellt, hat besonders große Macht (auf die Politik und überhaupt).
Aber: Wer binnen eines Jahres (2017) mit dem Verkauf von Medikamenten 41,5 Milliarden Euro alleine in Deutschland umsetzt (die Pillenlieferanten der Schulmedizin), hat vermutlich doch etwas mehr Einfluss auf den Gang der politischen und auch publizistischen Dinge als die Hersteller von Homöopathika mit 622 Millionen Euro Jahresumsatz (2016).
Diese 1,5 Prozent Umsatzanteil der Homöopathie-Pharmazie am gesamten deutschen Pharmamarkt dürften die Kräfteverhältnisse eher noch zu vorteilhaft erscheinen lassen für die Homöopathie-Fraktion. Realistisch ist von einem „Zu-Null“-Machtverhältnis auszugehen, ähnlich dem Einfluss einer „Sonstige“-Partei am Wahlabend.

Jede Homöopathie-Verordnung eines Kassenarztes verursacht im Durchschnitt also Kosten in Höhe von 10 Euro, wohingegen jede beliebige Arznei-Verordnung eines Kassenarztes im Durchschnitt 60 Euro kostet (siehe oben).
Doch das ist noch laaange nicht alles: Der Umsatzanteil besonders teurer Medikamente steigt rasant!
„Die Ausgaben für teure Präparate mit einem Apothekenverkaufspreis von mehr als 500 Euro pro Packung (! Anmerkung C. G.) sind bei der AOK Baden-Württemberg von 2012 bis 2017 um 66 Prozent gestiegen …, 2017 machten Hochpreismedikamente bereits mehr als 40 Prozent der Netto-Arzneimittelausgaben der AOK Baden-Württemberg aus“ (Pressemitteilung der AOK BaWü).

Von den 34 Wirkstoffen, die 2017 neu auf den Markt gekommen sind, kosteten laut Deutschem Ärzteblatt 24 mehr als 20.000 Euro je Patient im Jahr. Bei den meisten Krebsmedikamenten liegen demnach die Jahrestherapiekosten bei mehr als 60.000 Euro. „Dabei sei oft keine klare Relation zum therapeutischen Zusatznutzen erkennbar.“, zitiert das Standesorgan der Ärzte in Deutschland den aktuellen Arzneiverordnungs-Report.

Wissen Sie, dass Arzneimittelhersteller im ersten Jahr nach der Zulassung eines neuen Medikaments dessen Preis frei (!) festlegen können und die Krankenkassen diesen Preis ohne Wenn und Aber erstatten müssen?
Was tun pharmazeutische Hersteller zweckmäßigerweise, wenn dieses erste Jahr abgelaufen ist? Klar: Sie verkaufen das Mittel zu einem gesetzlich zulässigen niedrigeren Preis weiter und werfen die nächste „Innovation“ zu einem noch höheren Preis auf den Markt. Der Shareholder dankt.

4000 bis 8000 Euro je Einzeldosis kosten „moderne“ – also unlängst auf den Markt gebrachte – Krebsmedikamente, 100.000 bis 200.000 Euro je Jahr und Patient. Haben Sie den Eindruck, es gäbe immer weniger Krebserkrankungen oder es stürben immer weniger Menschen an Krebs, seit es immer mehr immer teurere Medikamente dagegen gibt? Noch nicht einmal an die Behauptungen der Hersteller, die Überlebenszeit verlängere sich bei den meist als aussichtslos geltenden Fällen mit ihren Mitteln im Schnitt um 2 oder sogar 8 Wochen, mag ich glauben.

Vor fast drei Jahren schon schrieb Julia Friedrichs im „Zeit-Magazin“:
„In diesen Monaten bringen Pharmafirmen reihenweise Medikamente wie Opdivo auf den Markt, die alle bekannten Preisgrenzen sprengen. Manche dieser Arzneimittel könnten Todkranke dauerhaft heilen, manche versprechen einige Wochen Linderung und Lebensqualität, bei wieder anderen ist der Nutzen zweifelhaft. Nur eins eint sie: Ihre finanziellen Nebenwirkungen für das Gesundheitssystem sind gewaltig.
Der berühmteste Fall ist sicher Sofosbuvir, vermarktet unter dem Namen Sovaldi, ausgeliefert in einem schlichten Plastikdöschen voll länglicher Pillen. Menschen, die mit dem Hepatitis-C-Virus infiziert sind, schlucken eine am Tag. Zwölf Wochen lang. Das klingt überschaubar. Bloß kostet momentan eine einzige Pille 637 Euro. Das sind 53.566 Euro pro Behandlung.
Das bislang teuerste Medikament ist Glybera, eine Gentherapie, die verspricht, Patienten zu helfen, die an einer ererbten Stoffwechselerkrankung leiden. Verkauft wird das Mittel in halbfingergroßen Ampullen zum sagenhaften Stückpreis von 53.781 Euro. Ende Oktober 2015 haben Ärzte der Charité Glybera erstmals in der empfohlenen Dosis von 40 Ampullen gespritzt. Kosten der Behandlung: etwa eine Million Euro.“

Zur Erinnerung: Durchschnittliche Kosten einer Homöopathika-Verordnung: 10 Euro.
Und wirkt.


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