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für Patienten und Homöopathen.

Von Gesundheit und Gesundung

Von Gesundheit und Gesundung

Können Sie einem Menschen verlässlich ansehen, ob er gesund ist?
Ich kann das nicht.

Vielen Patientinnen und Patienten ist ihr Kranksein nicht anzusehen. Das kann Nachteile bringen: Wer bei den einschlägigen Untersuchungen keine verwertbaren Befunde (Blutbild, bildgebende Verfahren, neurologische Tests et cetera) produziert und auch noch aussieht wie das sprichwörtliche blühende Leben, hat noch weniger Hilfe zu erwarten als jemand mit Nullbefund, dem oder der ein Arzt den elenden Zustand wenigstens ansehen kann.
Die gute Nachricht: Die homöopathische Methode kennt verlässliche Kriterien, um Krankheit auch jenseits erkennbarer Schäden zu erfassen und um die Gesundung klar zu beurteilen.

Exkurs: Fluchtpunkt „Psychosomatik“ 

„Psychosomatisch“ nennt die herkömmliche Medizin all jene Beschwerden und Krankheiten, zu denen sie keinen (vermeintlich) ursächlichen Gewebsschaden findet. Ein diagnostisches Hintertürchen, durch das Herr oder Frau Facharzt sich verdünnisiert. Der Patient, die Patientin wird vom Hausarzt der Psychotherapie übergeben.
Wer dann immer noch meint, der höllische Beinschmerz bei jedem Schritt müsse eine körperliche Ursache haben, dem droht die verschärfte Diagnose „Somatisierungsstörung“: „Eine somatoforme Störung ist eine Bezeichnung für eine psychogene [psychisch bedingte; Anmerkung C. G.] Störung mit wiederholter Darbietung körperlicher Symptome.“ (doccheck.com) Auf Deutsch: Der Querulant hat sie nicht mehr alle.

Selten ist das keineswegs: Bis zu 40 Prozent der Patienten seien nach Einschätzung der Mediziner derart veranlagt, ist bei Wikipedia zu lesen, 80 Prozent der Menschen kennen demnach „körperliche Beschwerden, die sich nicht oder nicht hinreichend auf eine organische Erkrankung zurückführen lassen“. 80 Prozent! Das heißt, wir sprechen hier vom Normalfall in Sachen Beschwerden und Krankheit.

„Subjektiv krank“ – was sonst?!

„Subjektiv“ krank ohne „objektiv“ (= vom Subjekt Arzt) erkennbaren Grund. Das ist tatsächlich der Normalfall, muss es sogar sein: Fast alle Beschwerden und Krankheiten, gerade die chronischen, beginnen als funktionelle Störungen, oft lange Zeit nicht bemerkt oder nicht beachtet.
Gewebsschäden und selbst Abweichungen im Blutbild treten außer bei Unfällen fast immer erst in fortgeschrittenen Stadien einer Krankheit als deren Folgen auf – wenn überhaupt! Wären sie Ursache einer Krankheit, stünden sie ganz am Beginn – und zwar in jedem Fall.

Was also ist Gesundheit?

Alle bisherigen Versuche, Gesundheit treffend und verbindlich zu definieren, sind gescheitert. Es existieren x Varianten, derer man sich nach Belieben bedient, bis hin zur sinnlosen Negativ-Definition, Gesundheit sei die Abwesenheit von Krankheit – womit lediglich das Definitionsdilemma auf einen anderen Begriff (den der Krankheit) verschoben wird …

Wie alle Geheimnisse des Lebens sind auch Gesundheit und Krankheit ausschließlich individuell erkennbar und begreifbar. Am Subjekt, am einzelnen Menschen also. Abstrakt entziehen sie sich unserem Verstand und unseren Begriffen. Die ganze Objektiviererei, der Versuch, solche Phänomene ein für alle Mal und allgemeingültig zu klären und zu benennen, muss spekulativ bleiben und wird damit so vielen Subjekten, Individuen, kranken Menschen nicht gerecht.

Gesundheit als solche ist nicht messbar, wägbar, bildlich darstellbar. Krankheit an sich übrigens auch nicht, allenfalls manche (!) ihrer Produkte im Gewebe oder in Körperflüssigkeiten. Doch auch das (in der herkömmlichen Medizin die übliche, oft exzessiv und enorm kostenträchtig betriebene Diagnostik) genügt nicht als Basis für die Homöopathie, deren höchstes Ziel die schnelle und dauerhafte Gesundung eines Menschen ist, und das auf dem direktesten und unschädlichsten Weg!

Gesundung in der Homöopathie

Die Homöopathie beziehungsweise der Homöopath, der diese Bezeichnung zu Recht trägt, agiert in dieser Hinsicht konsequent pragmatisch: Er oder sie stützt sich bei Anamnese und Arzneiwahl zusätzlich und sogar besonders auf alle (also auch die nicht mess-, wäg- und mittels Geräten darstellbaren) deutlichen und charakteristischen Änderungen des Befindens auf allen Ebenen des Patienten, die dieser (und nur er!) treffend formulieren kann: außer „Wo und seit wann tut es weh?“ also zum Beispiel auch „Wie tut es weh? Zieht es, sticht es, pocht es, …?“, „Wann, unter welchen Bedingungen wird es schlimmer?“, „Treten zugleich andere Beschwerden auf?“.
Und: Der wirkliche Homöopath enthält sich jeglicher Spekulation über das „Woher?“ und „Warum?“ der Krankheit (was der Schulmedizin eminent wichtig erscheint). Die verständlichen Mutmaßungen des Patienten, der Patientin über solche möglichen Zusammenhänge nimmt er zur Kenntnis, sie entscheiden aber – weil unzuverlässig: es könnte auch ganz anders sein! – nicht über sein arzneiliches Handeln. Gleiches gilt für den vermeintlichen „Sitz“ der Krankheit („in den Nerven“, „Ihre Schilddrüse ist krank“, „Sie denken zuviel!“ et cetera), es sei denn, die Beschwerden zeigen sich ungewöhnlich und charakteristisch lokalisiert.

Dieses individuell charakteristische Beschwerde- und Krankheitsbild – das Bild der Krankheit, nicht das unergründliche Phänomen Krankheit selbst! – führt den Homöopathen zur für diesen Menschen in dieser Situation am besten passenden Arznei. Ob der Patient, die Patientin krank oder leidend aussieht, spielt keine Rolle. Und: Ein wirklicher Homöopath wird sich auch niemals durchs Hintertürchen „Psychosomatik“ zu retten versuchen.

Unter der Einnahme der homöopathisch exakt gewählten Arznei ergeben sich wiederum Änderungen des Befindens. Diese zeigen dem erfahrenen Homöopathen im Verlauf eindeutig, ob es in Richtung Gesundheit geht, ob der Patient von seiner Krankheit gesundet – und wiederum nicht, ob er vollständig gesund ist, was (und wer) auch immer das sein mag. Blutwerte, Gewebsbefunde et cetera sind auch dann wieder nur einzelne, keinesfalls allein entscheidende Puzzlestückchen im Gesamtbild.

Gesundheit sehen kann ich also auch als Homöopath nicht, Gesundung beurteilen sehr wohl.


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